Meissl und Schadn
Ein Ort "der vornehmen Bürgerlichkeit und Gutsbesitzer"
Meissl & Schaden war in der Monarchie ein legendäres Hotel am Neuen Markt. Das Hotelrestaurant bezeichneten Zeitgenossen als "Mekka der Rindfleischesser", in der Schwemme trafen sich die Fiaker.
Ort eines politischen Attentats
In diesem Hotel ereignete sich am 21. Oktober 1916 ein Attentat:
Friedrich Adler, der Sohn des Parteigründers der Sozialdemokratie, Victor Adler, erschoss im Speisesaal den kaiserlichen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh. Er hatte faktisch die konstitutionelle Monarchie beseitigt und nach Meinung Adlers eine Art Willkürregime errichtet. Der Pazifist Adler sah in diesem Attentat die einzige Möglichkeit, öffentlich gegen den aberwitzigen Krieg zu protestieren, denn er rechnete mit einem Aufsehen erregenden Prozess, vor allem in der Presse. Adler behielt Recht. Aber weder er noch seine Partei und auch nicht seine Gegner hatten das ungeheure positive Echo, das Adlers Tat vor allem in der Arbeiter:innenschaft hervorrief, vorhergesehen. Adler war überzeugt gewesen, für das Attentat hingerichtet zu werden. Tatsächlich verurteilte ihn – unter Bruch der geltenden Rechtsordnung – ein Ausnahmegericht zum Tode, allerdings wagte die kaiserliche Regierung den Vollzug nicht. Im Herbst 1918 wurde er begnadigt, aus der Haft entlassen und in Wien als Volksheld gefeiert. Von vielen wurde er bis zu seinem Tod 1960 als "Mörder" verunglimpft.
Nach dem Anschluss 1938 wurde die Familie Adler aufgrund ihres jüdischen Hintergrunds zum Teil von den Nationalsozialisten vertrieben, zum Teil ermordet. In Österreich leben heute keine Nachkommen mehr. Die Familie Stürgkh gehört hingegen, wie viele andere aristokratische Familien, bis heute zur Wiener High Society.