Friedrich Zawrel (1929-2015)
Friedrich Zawrel (1929-2015)
Friedrich Zawrel war ein Überlebender des Kinder-Euthanasie-Programms in der Zeit des Nationalsozialismus. Unter "Kinder-Euthanasie" versteht man die organisierte Tötung von geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie solchen mit auffälligem Verhalten. Kinder und Jugendliche wurden medizinischen Versuchen ausgesetzt und gequält, in Folge dessen sie häufig starben.
Zawrel war in verschiedenen Pflegeheimen untergebracht und wurde 1941 in die Krankenanstalt "Am Spiegelgrund" eingewiesen. Die Einrichtung befand sich von 1940 bis 1945 im heutigen Otto-Wagner-Spital auf der Baumgartner Höhe in Wien.
Einer der Ärzte – Heinrich Gross – war als Stationsleiter für Versuche an Kindern und deren Ermordung verantwortlich. Gross wurde in der Nachkriegszeit als Neurologe Gutachter für psychische Erkrankungen.
Zawrel, der 1975 wegen verschiedener Delikte im Gefängnis saß, erkannte Gross wieder. Gross schrieb ein Gutachten über Zawrel, indem er sogar die Steinhof-Akten heranzog. In Folge wurde Zawrel zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
Allerdings setzte sich Friedrich Zawrel zur Wehr und erreichte mit der Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft kritischer Medizin, dass sein Fall von einem unabhängigen Gutachter erneut geprüft wurde. In Folge wurde Zawrel freigesprochen und Gross im Jahr 2000 wegen Mordes angeklagt. Allerdings wurde er im Lauf des Verfahrens für vernehmungsunfähig erklärt und verstarb 2005 – ohne für seine Taten jemals gerichtlich belangt worden zu sein.
Zawrel wurde 2002 als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Er engagierte sich als Zeitzeuge und trug wesentlich zur Auseinandersetzung mit Täterschaft und Rehabilitierung nach 1945 bei.