Richard Wadani (geb. 1922)
Richard Wadani (geb. 1922)
Richard Wadani war Deserteur der deutschen Wehrmacht. Er setzt sich bis heute für die Rehabilitation von Deserteuren in der österreichischen Gesellschaft ein.
Richard Wadani wurde 1922 als Sohn österreichischer Eltern in Prag geboren. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in die Tschechoslowakische Republik musste die Familie nach Wien übersiedeln. Das Elternhaus war stark sozialdemokratisch geprägt, allerdings hatte die Familie keinerlei soziales Netzwerk, auf das man zurückgreifen konnte.
Auf Anraten eines befreundeten, ehemaligen Schutzbündler meldete sich Wadani freiwillig zur Luftwaffe, um dort als Mechaniker zu arbeiten. Da er nicht im Kampf eingesetzt werden wollte, täuschte er beim Auswahlverfahren körperliche Schwierigkeiten vor.
Erst im Jahr 1941 wurde er an die Ostfront verlegt. Im Frühjahr 1942 unternahm er den ersten Versuch zu desertieren. Dieser scheiterte allerdings. Wadani verstand, dass eine Flucht nur an der Front möglich war.
Als die Alliierten 1944 in der Normandie landen, wird Wadani an die Front geschickt. Er überquert die Hauptkampflinie unbewaffnet, lediglich mit einem weißen Tuch, dass seiner Desertion Ausdruck verleiht. Er schließt sich in Folge der tschechoslowakischen Einheit der Alliierten an. Mit ihnen gelangt er später nach London.
Nach Kriegsende kommt Wadani 1946 zurück nach Wien. Allerdings beginnen nun schwere Jahre für ihn, da er als Verräter angesehen und gesellschaftlicher Diffamierung ausgesetzt ist.
Anstatt Opfer zu bleiben engagiert sich Wadani ab 2002 als Sprecher des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz". Das Komitee machte unter anderem darauf aufmerksam, dass die größte Zahl an Denkmälern in Österreich Krieger- bzw. Gefallenendenkmäler seien, von denen Deserteure jedoch ausgeschlossen seien.
Gesetzliche Gleichstellung wurde unter anderem dank Wadani mit dem Anerkennungsgesetz 2005 erreicht, das Deserteure sozialrechtlich mit anderen NS-Opfergruppen gleichstellte.
Im Oktober 2014 wurde außerdem am Ballhausplatz ein Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz eröffnet.